Wie oft sollte man die Haare waschen?
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Es gibt unterschiedliche Hauttypen, die jeweils eine andere Pflege benötigen – auch für den Kopf.
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Hannover. Waschen oder nicht waschen? Selbst auf diese Frage gibt es keine Einigkeit. Besonders radikal sieht das die NW/SO-Bewegung (No Water/Sebum Only). Die Anhänger verzichten nicht nur auf Kosmetik, sondern auch gleich auf Wasser. Der Kopf soll mit Bürsten und Massagen gereinigt werden.
Wasser ja, Shampoo nein
Nicht ganz so extrem denken darüber die Fans der No Poo-Bewegung (Abkürzung für no shampoo). Sie glauben, dass das Haar nur gesund, kräftig und glänzend wird, wenn man es ohne Schaum wäscht. Gereinigt wird mit herkömmlichen Mitteln wie etwa Seifenkraut und Heilerde. Und als Trockenshampoo dient Kakaopulver.
Die No poo-Bewegung argumentiert, dass das regelmäßige Einschäumen die Haare schneller nachfetten lasse. Deshalb müsse die Sebum-Produktion, also das natürliche Haarfett, nach Jahren der chemischen Reinigung wieder heruntergefahren werden – und könne sich dann selbst regulieren.
Kopfhaut ist entscheidend
Doch ist das regelmäßige Haarewaschen mit Shampoo wirklich so schädlich? „Nein, das ist es nicht“, sagt Dr. Uwe Schwichtenberg, Dermatologe aus Bremen. „Auch die Haare werden davon nicht schneller fettig. Das ist ein Missverständnis“, sagt der Mediziner und erklärt: „Das Haar ist totes Material. Entscheidend ist die Kopfhaut.“ Und die könne sehr unterschiedlich sein.
Das Spektrum ist breit: „Es gibt Menschen mit einer sehr hohen Talgproduktion – die können ihre Haare problemlos täglich waschen“, erklärt Schwichtenberg. „Und auf der anderen Seite gibt es Menschen mit einer trockenen Kopfhaut, ganz extrem ist das zum Beispiel bei Neurodermitikern. Sie dürfen die Haare natürlich nicht häufiger als zweimal pro Woche waschen – sonst verschlimmert sich das Ekzem.“ Problematisch sei häufig, dass das falsche Shampoo verwendet werde.
Ideologische Frage
Es gibt also unterschiedliche Hauttypen, die jeweils eine andere Pflege benötigen – auch für den Kopf. Dementsprechend gibt es keine einheitliche Regelung, nach der jeder seine Haare waschen sollte. Und wie schädlich kann Shampoo sein?
Für Schwichtenberg ist das eher eine ideologische Frage. „Bei der No Poo-Bewegung geht es ja auch darum, dass es möglichst natürlich zugeht.“ Der Dermatologe würde allerdings lieber auf ein geprüftes kosmetisches Produkt zurückgreifen, als ein Experiment zu wagen. „Medizinisch gesehen sind Roggenmehl und Backpulver nicht die bessere Wahl. Und Essig als Spülung kann schlichtweg schädlich für die Kopfhaut sein.“
Lukratives Geschäft
Und wie oft sollte oder darf man nun seine Haare waschen? Wenn es nach der Kosmetikindustrie geht, möglichst täglich. Schließlich geht es hier nicht zuletzt um ein lukratives Geschäft: Nach Angaben des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel (IKW) haben die Deutschen im vorigen Jahr mehr als drei Milliarden Euro für Haarpflegemittel ausgegeben.
Dabei ist Shampoo nicht gleich Shampoo: Öko-Test hat herausgefunden, dass einige Produkte die natürliche Ölproduktion und Feuchtigkeitsbalance der Kopfhaut beeinflussen. Außerdem schneiden Naturkosmetikprodukte häufig besser ab als konventionelle Shampoos.